"Bis hierher und weiter"
Ausstellung einer Foto-Reportage
wirft Blick auf ein vergessenes Land - auf Bosnien HerzegowinaFoto-Reportage von Winfried Gburek wird in vielen Städten gezeigt:
Gelsenkirchen, 2x Hannover, Wunstorf, Nienburg, Osnabrück, St. Johann im Pongau/Österreich
Weitere Städte folgen - Interessenten können die Ausstellung kostenfrei anfordern
Tiefer Schnee auf der schmalen Bergstraße behindert immer wieder die
lange Fahrt quer durch die Republik Srpska, in Bosnien-Herzegowina,
hinauf nach Sasina, einem kleinen Ort, in einem lang gestreckten Tal.
Nur eine kleine Teilstrecke der Reise, die der Wunstorfer Journalist
Winfried Gburek, mit ortskundiger Begleitung, über sieben Tage in diesem
Land unternahm. Es war nicht die erste Reise durch dieses Land.
„Plötzlich bremste der Fahrer das Auto abrupt ab, zeigte auf ein rotes
Schild am Straßenrand und sagte kurz: `Hier steigen Sie aber am besten
nicht aus´. Hautnah standen wir in der Realität dieses Landes. Links und
rechts, bergauf und talabwärts befanden sich Mienenfelder, auf die fast
nur beiläufig hingewiesen wurde. Und daneben stehen zerschossene,
verfallene und wenige bewohnte Häuser - mit spielenden Kindern“,
beschreibt Gburek einige seiner Eindrücke, die er auf dieser Reise durch
das Land bekommen hat. Aus einem Land, in dem sich bis vor zwölf
Jahren, im Krieg des ehemaligen Jugoslawien, grausame Ereignisse gegen
die Menschlichkeit abspielten. „Ich musste schon heftig schlucken und
traute mich zunächst gar nicht zu fotografieren, als ich mit einen
Verwandten eines Überlebenden eines Massakers sprach. Nach dem Abzug der
Soldaten musste sich dieser Mann von der Last zahlreicher Leichen
befreien, um vom Ort des Schreckens fliehen und sich verstecken zu
können“, so Gburek.
Gburek machte sich für eine Foto-Reportage besonders auf die Suche nach
dem, was den Menschen in ihren Schicksalen und in einem wirtschaftlich
völlig ruinierten und korrupten Land
Zukunftsperspektiven eröffnet. Er fand die Antworten durch zahlreiche
Recherchen und Interviews – mehrere Stunden allein mit Bischof. Dr.
Franjo Komarica. Bischof Komarica kam eigens zur Ausstellungseröffnung
nach Wunstorf, um gemeinsam mit Gburek die Einführung vor rund 100
Gästen zu übernehmen. Die Ausstellung der Foto-Reportage „Bis hierher
und weiter -7 Tage Bosnien-Herzegowina“, die in der Kundehalle der
Wunstorfer Stadtsparkasse zum ersten Mal gezeigt wird, ist hier bis zum
5. Juni zu sehen, um im Anschluss in zahlreichen Großstädten
Deutschlands ausgestellt zu werden. So zum Beispiel in Hannover (27.
Juni bis 7. Juni), Braunschweig, Aschaffenburg und München. Durch die
Wahlen in Serbien und die aktuellen Ereignisse um den Kosovo erhält die
Foto-Reportage eine zusätzliche Aktualität und Brisanz. Auf hunderten
von Fotos hat Gburek seine Erlebnisse der Reisen, Erfahrungen und
Informationen festgehalten. Aus dieser Fülle von Fotodokumenten wählte
Winfried Gburek insgesamt 60 großformatige Aufnahmen und eine
ungewöhnliche Präsentation für die Ausstellung in Wunstorf. „Aufgrund
der Probleme, Nöte und brutalen menschlichen Belastungen, die diese
Fotos wiedergeben, widerstrebte es mir völlig, die Fotos auf einer
schmucken Stellwand zu präsentieren“, betonte Gburek in seiner
Einführung. Er wählte Ziegel als Ständer, aus denen Holzstäbe ragen, die
schlichte Bilderrahmen tragen, die wiederum recht niedrig gehalten
werden. Gburek: „Die Steine stehen symbolisch für den Wiederaufbau von
Gebäuden und menschlichen Strukturen. Die Holzstäbe stehen für die
großen Waldgebiete dieses Landes und für die einfachen Wohnungen vieler
Familien. Und da die Menschen aus Bosnien-Herzegowina noch nicht in
gleicher Augenhöhe mit uns reden können, wenn es sie selbst und um die
Zukunft des Landes geht, habe ich die niedrige Augenhöhe als angebrachte
Präsentationsunterstützung gesehen.“ Die großformatigen Fotos zeigen
junge und alte Menschen, die an den kriegerischen Konflikten auch heute
noch zu leiden haben. Sie zeigen zerstörte und neu entstandene Gebäude,
die durch die gemeinsame Initiative und Anstrengung von Bischof Komarica
und der Deutsch-Kroatischen-Gesellschaft e.V. Hannover möglich wurden.
Die Fotos verweisen auf Massengräber, Armut, Leid und Not, geben
Einblicke in die karitative Sozialarbeit des Bistums Banja Luka und in
die Bildungsaktivitäten der Katholischen Kirche von Bosnien-Herzegowina,
sowohl für die Jugend wie auch für die Erwachsenen. Die Ausstellung
zeigt aber auch die Zerstörung der Kirchen des Landes. Vor allem aber
verdeutlichen die Fotos und Erläuterungen die Folgen der ethnischen
Säuberungen von vor 12 Jahren, die 90 Prozent der katholischen
Bevölkerung während der Kriegsjahre vertrieben, hunderte von Menschen
getötet hat.
Bischof Komarica betonte den besonderen Wert einer derartigen
Ausstellung, der in der völlig schonungslosen Wiedergabe der Fakten
liege. Komarica: „Ich bin dankbar für die Ausstellung, die die Probleme
von Bosnien-Herzegowina (BIH) klar beim Namen nennt. Die weiterhin
entrechteten Menschen dieses Landes sind die größte und wichtigste
Aufgabe für alle Menschen.“ Deshalb müssten die Fakten so klar und
anschaulich in die breite Öffentlichkeit getragen werden. In BIH sei ein
Stellvertreterkrieg geführt worden, zwischen der NATO und der
Sowjetunion. „Es fehlen seitdem 95 Prozent der Bevölkerung des Landes.
Viele Menschen sind versöhnungsbereit, aber ihnen wurde nicht erlaubt
zurückzukehren. Ich hoffe sehr, dass sich die Politiker für die
menschlichen Prinzipien in diesem Land einsetzen.“ Das Land sei
zwangsweise geteilt worden. Teilweise sei die Situation im Lande jetzt
schlimmer, als zum Zeitpunkt nach Beendigung des Krieges. „Damals lebte
noch die Hoffnung.“ Und Komarica fragte bei seinem Teil der Einführung
laut und engagiert in die Reihen der Eröffnungsgäste in Richtung
internationale Politik: „Was haben Sie mit diesem Land vor? Wollen Sie
Frieden haben, oder eine ständige Krise in diesem Teil Europas?“ Der
hohe kirchliche Würdenträger lobte das Engagement der
Deutsch-Kroatischen-Gesellschaft Hannover, „die seit vielen Jahren
gezielte Hilfe in diesem Land leistet, in der Tragödie des Landes und
der Menschen, die Häuser aufbaut, aber auch Kirchen, das Herz der
Gemeinden“. Es sei den Politikern in Bosnien-Herzegowina nicht
gleichgültig, was im Ausland über sie und die Zustände von BIH berichtet
werde, „erst recht nicht, wenn die Wahrheiten in einer derartigen
Ausstellung konkret präsent werden“.
Parallel zur Ausstellung und zur weiteren Information über dieses Thema stehen im Internetfernsehen http://www.wunstorf.tv/Weitblick Sendungen zur Verfügung.